Wir haben uns in einer exklusiven Untersuchung zur Wohnsituation in Österreich mit dem Anteil der Wohnkosten am durchschnittlichen Haushaltseinkommen in österreichischen Städten beschäftigt. Unsere Erkenntnisse lassen aufhorchen: Die Kosten für den Kauf einer Immobilie übersteigen die Mietkosten in den Top-5-Städten immer deutlicher, vor allem seit den letzten drei Jahren.
Ähnlich wie in den USA und vielen anderen Ländern in Europa (Deutschland, Italien, Frankreich usw.) sind auch Verbraucher:innen in Österreich mit Teuerungen konfrontiert. Statistische Daten zeigen dies insbesondere in Form steigender Energiekosten, Mieterhöhungen und steigenden Zinsen beim Wohnkredit. Auch beim Wohnbau hat sich dieser Effekt bemerkbar gemacht: 2023 ging die Anzahl der Baugenehmigungen für neue Wohngebäude gegenüber 2022 um mehr als 35 Prozent zurück. Angesichts dieses Umfelds hat sich unsere Studie zum Ziel gesetzt, zu ermitteln, ob in Österreich der Kauf oder die Miete einer Immobilie finanziell belastender ist. Die Ergebnisse der Analyse zeigen enorme Unterschiede zwischen den Städten.
In welchen Städten ist der Kauf oder die Miete einer Immobilie attraktiver? Hierzu haben wir die monatlichen Zinszahlungen beim Immobilienkauf mit der Nettokaltmiete – jeweils in Relation zum Einkommen miteinander verglichen. Die aktuellen Zahlen aus dem 4. Quartal 2023 zeichnen im Vergleich zum 4. Quartal 2021 ein klares Bild: In jeder der fünf größten Städte Österreichs, Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck, ist der Kauf von Immobilien mittlerweile weitaus weniger leistbar als die Miete. 2021 stellte sich das Verhältnis noch umgekehrt dar. Seinerzeit war die Wohnkostenbelastung beim Erwerb von Eigenheim (wie Eigentumswohnungen) finanziell noch deutlich weniger ausgeprägt als die Kosten bei Miethäusern oder Mietwohnungen.
Hohe Wohnkosten in Österreich: Mehrere Städte reißen kritische 30-Prozent-Marke
Im Allgemeinen gilt es als kritisch, wenn Menschen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für Wohnen ausgeben müssen. Der Fall ist das beispielsweise, wenn man heute in Wien eine Immobilie erwirbt. Hier liegt das Durchschnittseinkommen bei 3.581 Euro pro Haushalt, die monatliche Zinsbelastung bei 1.171 Euro. Das entspricht 32,7 Prozent der Einkünfte. Zum Vergleich: 2021 lag dieser Wert lediglich bei 10,1 Prozent. Bei der Miete fällt der Anstieg wesentlich moderater aus. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag 2021 bei 693 Euro (19,4 Prozent des Einkommens), 2023 bei 762 Euro (21,3 Prozent des Einkommens).
Noch geringer fällt die Leistbarkeit von Haus- oder Wohnungseigentum mittlerweile in Salzburg und Innsbruck (Tirol) aus. In Salzburg müssen Menschen 39,6 Prozent ihres Einkommens für Zinsen aufwenden, in Innsbruck sogar 42,6 Prozent. 2021 waren es noch 12,2 beziehungsweise 13,4 Prozent. Auch die Mieten sind in den beiden Städten etwas gestiegen und liegen jeweils nur noch knapp unter der kritischen 30-Prozent-Marke.
Vergleichsweise erschwinglich ist Wohnen noch in Graz und Linz. Hier wenden Einwohner:innen „nur“ 23,6 beziehungsweise 25,5 Prozent für Zinsen und 15,9 beziehungsweise 17,3 Prozent ihrer Einkünfte für die Netto-Kaltmiete auf. Doch auch hier ist der Anstieg gerade beim Kauf eklatant. Graz lag hier 2021 noch bei 6,6, Linz bei 8,2 Prozent.
Die Zahlen der Studie zeigen, dass Mieten in allen großen Städten Österreichs finanziell die deutlich günstigere Option ist. Dies gilt zumindest bei einer kurzfristigen Betrachtung. „Langfristig gesehen kann der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses trotz der anfänglich höheren finanziellen Belastung eine lohnende Investition sein“, gibt Christian Crain, Regional Director DACH und CEE bei PriceHubble, zu bedenken. „Das gilt vor allem, wenn die Immobilie an Wert gewinnt, beispielsweise durch eine energetische Sanierung“, so der Experte weiter. Wichtig sei die langfristige Perspektive vor allem für Menschen, die einerseits eine dauerhafte Wohnlösung suchen, andererseits Vermögen aufbauen und für das Alter vorsorgen möchten.
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