Die digitale Welt verändert sich rasant – und mit ihr steigen die Anforderungen an die Zugänglichkeit von Informationen. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) markiert einen entscheidenden Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft. Es fordert, dass Websites, Apps und digitale Dokumente so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, nutzbar sind. Diese gesetzliche Neuerung bietet nicht nur Vorteile für die Gesellschaft, sondern auch für Unternehmen, die durch innovative und barrierefreie Lösungen ihren Wettbewerbsvorteil ausbauen können.
Hintergrund und Bedeutung des BFSG
Das BFSG wurde am 15.06.2022 verabschiedet und definiert Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen, die nach dem 28.06.2025 veröffentlicht bzw. erbracht werden. Darunter fallen unter anderem der gesamte Online-Handel, Hardware, Software, aber auch der Personenverkehr und Bankdienstleistungen. Bisher stützten sich die Bemühungen um digitale Barrierefreiheit vor allem auf die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV). Mit dem BFSG wird nun ein deutlich stärkerer Impuls gesetzt, der sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen betrifft. Die Gesetzgebung stellt sicher, dass Menschen mit Behinderungen oder anderen Einschränkungen uneingeschränkten Zugang zu digitalen Informationen erhalten – sei es über Webseiten, mobile Anwendungen oder PDF-Dokumente.
Besonders relevant ist, dass sich das BFSG an der EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act) orientiert und somit europaweit einheitliche Standards setzt. Dies erleichtert Unternehmen die Umsetzung, da sie sich an klaren Vorgaben orientieren können.
Relevanz für Unternehmen – Chancen und Herausforderungen
Das BFSG bringt nicht nur regulatorische Pflichten mit sich, sondern eröffnet Unternehmen auch neue Möglichkeiten. Barrierefreiheit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor in der digitalen Wirtschaft. Unternehmen, die frühzeitig auf inklusive Lösungen setzen, profitieren von einem erweiterten Kundenkreis, einer stärkeren Markenwahrnehmung und einer verbesserten Nutzererfahrung. Gleichzeitig gilt es, die Herausforderungen der Umsetzung effizient zu bewältigen und sich strategisch auf die Anforderungen vorzubereiten. Nachfolgend fassen wir die aus unserer Sicht größten Chancen und Herausforderungen des Gesetzes für Unternehmen zusammen.
- Wettbewerbsvorteile durch Inklusion
Unternehmen, die sich aktiv mit den Vorgaben des BFSG auseinandersetzen, signalisieren gesellschaftliche Verantwortung und Innovationskraft. Barrierefreie Lösungen erhöhen die Nutzerzufriedenheit, da sie eine intuitive und einfache Bedienung gewährleisten – ein entscheidender Faktor, der im digitalen Zeitalter zunehmend an Bedeutung gewinnt. - Markenimage und Kundenbindung
Ein modernes, barrierefreies Onlineangebot trägt wesentlich zum positiven Markenimage bei. Kund:innen, die sich willkommen und verstanden fühlen, bleiben loyal und empfehlen die Marke weiter. Zudem zeigt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, dass das Unternehmen zukunftsorientiert agiert und sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellt. - Rechtliche und wirtschaftliche Implikationen
Die Nichteinhaltung von Barrierefreiheitsstandards kann nicht nur zu Imageschäden, sondern auch zu rechtlichen Konsequenzen führen. Andererseits bietet die Umsetzung barrierefreier Maßnahmen eine wirtschaftliche Chance – durch die Erschließung neuer Kundensegmente und die Optimierung der Usability wird der digitale Erfolg nachhaltig gesichert.
Technologische Umsetzung und Best Practices
Die Umsetzung von Barrierefreiheit erfordert nicht nur rechtliche und strategische Überlegungen, sondern auch eine präzise technische Ausführung. Moderne digitale Lösungen müssen sicherstellen, dass alle Nutzenden – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten – uneingeschränkten Zugang haben. Dies erfordert nicht nur Design-Änderungen, sondern auch eine sorgfältige Wahl der richtigen Tools und Technologien. Im Folgenden stellen wir einige bewährte Methoden und Technologien vor, die Unternehmen dabei helfen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.
Mobile Optimierung als Schlüsselfaktor
Die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte machen es unerlässlich, dass Webseiten und digitale Dokumente auch mobil barrierefrei gestaltet werden. Ein responsives Design, das sich dynamisch an unterschiedliche Bildschirmgrößen anpasst, gehört heute zum Standard einer modernen, inklusiven Online-Präsenz.
PDFs und digitale Dokumente
Neben der Website sind auch digitale Dokumente wie PDFs ein zentraler Bestandteil der Informationsvermittlung. Diese müssen so aufbereitet sein, dass sie auch von Screenreadern und anderen assistiven Technologien problemlos genutzt werden können. Dies umfasst unter anderem die korrekte Strukturierung von Inhalten, alternative Texte für Bilder und eine klare Navigationsstruktur. Ein wichtiger Aspekt der digitalen Barrierefreiheit ist zudem die Erstellung von PDF-Dokumenten, die den PDF/UA-Standards entsprechen. PDF/UA steht für “PDF/Universal Accessibility” und ist ein internationaler Standard, der sicherstellt, dass PDF-Dokumente für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind."